Mein erstes Reiseziel
Ich begebe mich auf eine Reise quer durch Europa. Mit dem Wohnmobil und meinem kleinen, aber feinen E-Bike hinten drauf. Mein erster Stopp zieht mich Richtung Westen in die Niederlande. Bis zur Grenze ist es nicht weit, dennoch spürt man direkt den Unterschied. Hier weht ein anderer Wind. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn zu dieser Jahreszeit (mitten im April) hält die Wetter-Wundertüte alles bereit. Oft regnet es die ganze Nacht durch, sodass ich mich morgens nur mit Mühe aus der warmen Koje raus ins kühle Nass traue. Mein Hund Kalle ist Gott sei Dank ein Langschläfer und passt sich zufrieden meinem Rhythmus an. Ist man erstmal draußen – mit der richtigen Regenausrüstung natürlich – stimmt einen die herrlich weite Natur mit gekonnt eingesetzten Sonnenstrahlen auf den Tag ein. Trotz dieser poetischen Verherrlichung des nordischen Wetters müssen wir der Tatsache ins Auge blicken: für ein paar Wochen ok, aber ist das hier immer so?
Die Niederländer*innen und das Fahrrad
Die Niederländer*innen haben seit der ersten Minute meinen Respekt verdient, denn sie machen den Anschein, als würde ihnen das alles überhaupt nichts ausmachen. Hier ist es wohl keine Option, morgens drüber nachzudenken, ob man das Fahrrad oder das Auto zur Arbeit nimmt. Keine Diskussion! Und das ist ok. Mehr als ok! Meine vielen kleinen Vorbilder fahren tagein tagaus mit einer Wonne an mir vorbei über den Fietspad, als wäre heute der glücklichste Tag ihres Lebens. City-Bikes mit selbstgebastelten Körben am Lenker, Lastenräder mit einer ganzen Schar lachender Kinder an Bord, Rennräder, Tandems und natürlich in vielfacher Ausführung das sagenumwobene Holländer-Rad.
Einen Schritt voraus
Die „Holländer*innen“ sind uns in puncto Nachhaltigkeit und Gesundheit (abgesehen von dem ganzen frittierten Zeug) einen großen Schritt voraus, denn für sie ist das Fahrrad mehr als ein Transportmittel. Es ist ein Lebensgefühl, das den gesamten Alltag prägt. Dementsprechend vorbildlich ist das Fahrradnetz hier ausgebaut, was ich auf einer kurzen Strecke durch Lisse am eigenen Leib erfahren darf. Eigene Fahrradstraßen, Verkehrsregeln, die es den Radler*innen möglichst bequem machen (während zum Beispiel überdimensionale Gefährte wie Wohnmobile zittern müssen, ob die Straßenbreite reicht) und Parkmöglichkeiten fürs Zweirad soweit das Auge reicht: übereinander, nebeneinander, ineinander verschnörkelt. Der Wahnsinn! Wer weiß, wenn unsere Infrastruktur irgendwann mal soweit ist, wird es hoffentlich auch eine Selbstverständlichkeit sein, das Fahrrad so sehr in unser Leben zu integrieren.
Einfach unerschütterlich
Nichts hat sich auf dem Bild, das sich in dieser kurzen Zeit von unserem Nachbarland in meinem Kopf ausgemalt hat, so sehr eingebrannt wie das Fahrrad. Wie diese lieben Menschen nicht mal mit der Wimper zucken, während ein gefühlter Orkan um ihre Ohren weht. Herrlicher Anblick. Davon können wir uns definitiv eine Scheibe abschneiden!
Frohes Radeln und bis bald!
Eure Larry