Gewaltige Unterschiede
Der Übergang von den Niederlanden in mein nächstes Urlaubsland Belgien ist auf den ersten Blick fließend. Schaut man sich jedoch die Straßenmarkierungen und -verhältnisse hier an, ist kaum zu verkennen, dass wir eines der fahrradfreundlichsten Länder soeben verlassen haben. Die asphaltierten Wege in Belgien, die man größtenteils kaum als Straßen bezeichnen kann, sind eng, löchrig und sehr hügelig. Es wundert mich, dass die Autofahrenden trotz miserabler Gegebenheiten ordentlich auf die Tube drücken und die vorgegebenen 90 km/h bis aufs Äußerste ausreizen. Teilweise sind die Wege so knapp kalkuliert, dass sich Fahrzeuge in beiden Richtungen abwechseln müssen, quasi einspurig. Und von Fahrrad- oder Gehwegen fehlt hier jede Spur. Umso mehr erstaunt es mich, ganze Horden professioneller Radler*innen vorbeischießen zu sehen. Wie langweilig wäre das Leben auch ohne Risiko?
Zum Seele baumeln lassen
Die Landschaft verzaubert mich schon bei meiner Ankunft. Ich fühle mich, als würde ich gerade das Auenland passieren. Hügel, saftige Wiesen und grüne Felder. Natur pur! Als würden sie von Anfang an Teil dieses idyllischen Panoramas sein, ragen hier und da kleine und große Bauernhäuser aus dem satten Grün heraus. Völlig naturbelassene Steinwände und Holzpaneele laden zum Verweilen ein. Eine typisch belgische Geschäftsidee ist hier Gang und Gäbe: riesige Gasthäuser, in denen sich große Gruppen (bis zu 25 Personen) einquartieren lassen, werden auf fast jedem Hof betrieben. Ein Selbstläufer, um nebenbei einen Groschen dazuzuverdienen. Und die Tourist*innen, die gemeinsam eine Auszeit vom Alltagstrubel machen, sind dankbar für das vielfältige Angebot. Vielleicht auch eine Idee für deinen nächsten Urlaub?
An die Gegebenheiten angepasst
Als ich meiner Gastfamilie erst etwas beschämt erzähle, dass ich mit 26 tatsächlich schon ein E-Bike nutze, versichern sie mir, dass das die beste Idee überhaupt ist. Sie selbst fahren hier auch nur elektrisch, sowohl mit dem Auto als auch mit den Rädern. Bei meiner ersten Erkundungstour verstehe ich auch schnell, was sie meinen. Ich schieße den ersten Hügel hinab und stelle unten fest, dass ich meinen Akku vergessen habe. Also mit purer Frauenpower bergauf zurück. Auch schon die paar hundert Meter reichen aus, um mich auf belgische Art das Schwitzen zu lehren. Gott sei Dank ist mir das nicht erst nach zahlreichen weiteren Hügeln aufgefallen und ich hatte Kalle dabei, der als Schlittenhund ordentlich mit anpackte.
Ob mit oder ohne E-Antrieb hilft diese Art des Fahrradfahrens definitiv dabei, Geist und Körper gesund zu halten. Belgien ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Frohes Radeln und bis bald!
Eure Larry